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Lebenszeilchen

Respektvoller Umgang

Unfreiwilliges Untersuchungsobjekt ist ein, wie es anzunehmen ist, nicht erst seit Kurzem Altersruhegeld beziehendes, offensichtlich gegengeschlechtliches Paar im öffentlichen Nahverkehr, RB44 Richtung Mannheim-Friedrichsfeld.

Prämisse ist der sonst wenig respektvolle interpersonelle Umgang, auch in Sozietäten wie Klassenverbänden, verwandtschaftlichen Beziehungen, intensivsozialpartnerschaftlichen Verbindungen – nach westlichem Verständnis zwischen zwei Menschen -, Freundschaftsbänden und sonstigen Interessensgemeinschaften, wie auch das lediglich bedingt wählbare soziale Umfeld, welches zum Beispiel bei der Ausübung einer beruflichen Tätigkeit konstruiert wird.

In ruhigem, würde-, respekt- wie liebevollem Ton und Einvernehmen sitzen die Untersuchungsobjekte nicht nur neben mir, dem den subjektiven Faktor nicht Unterschätzenden, sondern sich selbst auch gegenüber. Wünschens- und erstrebenswert erscheint deren praktizierte Intensivsozialpartnerschaft. Er erkennt ihre körperlichen Bedürfnisse, öffnet und reicht ihr eine Flasche Wasser. Nach der Wasseraufnahme möchte sie ihm die Flasche retour geben, doch er weist sie umsorgend auf ihr erfahrungsgemäß bald wiederkehrendes Verlangen nach Wasser hin und sie lässt die Wasserflasche bei sich stehen. Er sollte im Laufe der Fahrt Recht behalten.
Souverän und würdevoll setzt sich der Umgang miteinander, Respekt und Anerkennung zollend, fort. Routiniert zeigen sich die Beobachteten mit der Handhabung der jeweiligen Eigenarten und Angewohnheiten des mittlerweile nicht mehr von einem selbst trennbaren Gegenparts. Sie voneinander trennen zu wollen, gleiche dem Versuch zwei miteinander vermengte Gläser Wasser wieder vollständig in ihre zuvorige molekulare Beschaffenheit extrahieren zu wollen.

In mehrerlei Hinsicht vermögen die Beobachteten einen zu beeindrucken: hinsichtlich ihres Alters und ihrer körperlichen Verfassung, hinsichtlich ihrer Partnerschaft und nicht zuletzt ihres unbezahlbaren Wissens ob des tunlichen Umgangs mit ihren Mitmenschen, insbesondere mit ihrem Partner.

In hohem Alter mit einem, der lebsamen und verlockenden Arbeitswelt Zugehörigen zu sprechen (idF zu telefonieren) und dabei zu wissen, dass man dieser Welt besten Gewissens entsagen darf, da man zufrieden auf ein arbeitserfülltes Leben zurückblicken kann, wirkt ebenso erstrebenswert.

Quintessenz:
Aus christianisierter Sicht: „Liebe Deinen Nächsten …“.
Entmythologisiert:
Gegenseitige Liebe, Respekt, Anerkennung und Akzeptanz sind einige Schlüsselworte, die das tägliche Miteinander nicht nur erträglicher, sondern gerade erst lebenswert gestalten.

Anmerkung:
In oben beschriebenem Zug entdeckte ich ein älteres Paar, welches mir gleich positiv auffiel. In ihrem Verhalten und in ihrem Umgang miteinander sowie anderen Fahrgästen gegenüber. Dies empfand ich als einen äußerst angenehmen Kontrast zu dem, was man sonst so für sein Geld geboten bekommt und fand es überdies bemerkenswert (dem komme ich ja soeben nach) wie sehr sie aufeinander abgestimmt sind und brachte meine Gedankengänge und somit auch einige Beispiele ihres Verhaltens zur Veranschaulichung zu Papier. Meine Intesionen sind zum einen, dies überhaupt aufzuzeigen und zum anderen, darüber nachdenklich zu machen: Respekt und Akzeptanz, um es auf ein erträgliches und nonpastorales Minimun zu reduzieren.

Stay blogged. 😎