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Bahnhof Neckarau als dystopisches Kunstprojekt

Neckarau Bahnhof:
Wie Stadt, Land, Bund und Bahn Kunst neu definieren und Kunstrezipientinnen und Kunstrezipienten vor neue Herausforderungen stellen.

Stadt, Land, Bund und Bahn wagen seit Jahren ein nennenswertes Kunstexperiment. Sie nennen das gemeinsame Kunstprojekt „Neckarau Bahnhof„. Untertitel: Dystopische Hoffnungslosigkeit in einer nicht mehr zum positiven umkehrbaren fast abgeschlossen Entwicklung hin zu einer zerstörten Welt.

Der Bahnhof Neckarau ist mehr als nur ein Ort des Verkehrs. Als Ode an die Vergänglichkeit ist er auch ein Ort des Verfalls, der Zerstörung und der Hoffnungslosigkeit.

Wer mutig genug ist, die zerbröckelnden Treppenstufen zu erklimmen, wird von einer Atmosphäre empfangen, die ebenso apokalyptisch wie erhaben ist. Der ohrenbetäubende Klang von Taubenflügeln, die die verwaisten Gleise durchqueren, verleiht diesem surrealen Schauplatz eine symphonische Note der Einsamkeit.

Das von Löchern durchsiebte Bahnhofsdach, durch die das Licht der Sonne in einem abstrakten Tanz auf den schimmeligen Boden fällt, bietet den Kunstinteressierten ein wahres Spiel der Licht und Schatten, das alle in eine tranceartige Reflexion über die Vergänglichkeit menschlicher Werke versetzt.

Die Bänke, die einst von müden Reisenden innehaltend frequentiert wurden, sind jetzt ein Sammelsurium von künstlerisch verrottenden Überresten. Die Überreste dessen, was einst einen intakter Bahnhof darstellte, erinnern an expressionistische Skulpturen und die Risse, die alle Bauwerke durchströmen, könnten als eine Hommage an den Kubismus des zwanzigsten Jahrhunderts interpretiert werden.

Dieser dystopische Bahnhof, der einst als Tor zur Welt diente, ist nun ein Tor zur eigenen inneren Welt. Ein Ort, der den Betrachter dazu zwingt, die Widersprüche und Abgründe der menschlichen Existenz zu reflektieren. Hier, inmitten des Verfalls und der Zerstörung, wird das Vergängliche zum Ewigen, das Profane zum Heiligen, und die menschliche Hybris zur Kreation eines dystopischen Kunstwerks. Möge dieser Bahnhof in seiner erhabenen Verfallenheit uns lehren, dass in der Dunkelheit der Zeit auch ein funkelnder Stern des künstlerischen Ausdrucks erstrahlen kann.

Stay blogged. 😎

Dein Matthias Düsi