World Wide Me, das Theaterfestival Schwindelfrei in Mannheim ist (war) klasse. Einladend. Entführend.
Beginnend am Einraumhaus am Alten Messplatz wurden wir zum hinterhöfigen Theater Areal mit seinen verschiedenen Bühnen, umgeben vom Wohlfühl-Reizwäschehersteller Felina und seinen überdimensional großen, uns sphinxartig beobachtenden, Unterwäschemodelplakaten, entführt.
Die 4 Aufführungen unseres Parcours II fanden jeweils an einer anderen Stätte statt und integrierten von den Darstellern selbst angewandte (Smartphone) Technik.
JEux-TUe-TORIAL
JEux-TUe-TORIAL zeigte unter anderem, wie über Youtube urban dance gelernt werden kann und, dass solche Anleitungsvideos selbst aus entlegensten Regionen stammen. Im Vorfeld konnte via Facebook abgestimmt werden, welcher Tänzer welches Video lernen soll. Ein via Smartphone, von einem der Tänzer, erstellter Mitschnitt lud dieser noch auf der Bühne auf Vimeo und Facebook hoch.
-> schwindelfrei-mannheim.de/gruppen/jonas-frey-joseph-simon
Das Leben des anderen
2 Menschen vertauschen ihre Handys, der eine denkt, dass er die scheinbar unethischen Textilfabrikkäufe des anderen verhindern kann und muss dabei feststellen, dass auch er, durch seine privaten Daten auf seinem Handy, erpressbar ist1. Die Zuschauer konnten via SMS in das Geschehen eingreifen.
Der Handybildschirm inklusive SMS Chat und WhatsApp Chat wurde 1:1 projiziert. Da dies via MHL (Mobile High-Definition Link) Schnittstelle geschah (happy Screen Mirroring) wurde der unplugged Schauspieler offensichtlich aus dem Off unterstützt. Die Chats waren dennoch realtime. Um nicht zu schreiben in Echtzeit.
-> schwindelfrei-mannheim.de/gruppen/theater-oliv
Please ask your destiny
War das philosophisches experimentelles Tanztheater? Die Leistung der 3 Darbieter Katharina Wiedenhofer, Michelle Cheung und Tobias Weikamp war inbrünstig und Katharinas ausgebildete Beinmuskulatur beneidenswert.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob diese Aufführung den Sinn des Lebens oder Cyber Mobbing thematisierte. Vielleicht beides. Wahrscheinlich kommt es darauf aber gar nicht an.
Die (Computer-)Technik bediente Éric Trottier via MacBook. Klassisch kabelgebundene Audiowiedergabe.
-> schwindelfrei-mannheim.de/gruppen/latrottier-dance-company
Death comes through the eyes
Wie verändern sich Blick auf und Umgang mit dem Tod in einer globalen und vernetzten Welt. Wie absurd ist das anfertigen eines Fotos einer Todesszene, das in nur 1/1000 Sekunde Belichtungszeit erstellt und auf Hochgeschwindigkeitsspeicher erstellt wurde, gemessen an den Konsequenzen des Todes? Wie absurd ist es, wenn solch ein Foto preisgekrönt wird, den Fotografen nicht mehr los lässt und diesen in den Selbstmord treibt? Solche Fragen stellten sich mir während der Darstellung von Maya Zbib und Omar Abi Azar.
Maya Zbib steuerte die Musik, um die Szene dramatischer zu machen, wie sie erklärte. Via Bluetooth 2.0 steuerte sie den Beats Lautsprecher mit ihrem Smartphone an.
-> schwindelfrei-mannheim.de/gruppen/maya-zbib-omar-abi-azar
Technik im echten Leben
So reibungslos, wie die Technik je auf der Bühne funktionierte, meine Anerkennung dafür, setzt deren Bedienung doch zusätzliche Fertigkeiten der Darsteller voraus. So sehr wissen wir, dass die Technik, beziehungsweise deren Bedienung, gewisse Tücken im Alltag mit sich bringt. Wenn beispielsweise mein lieber Freund seinen datenverlustigen digitalen Smartphone Kalender nur unvollständig rekonstruieren konnte und vor Theaterbeginn in „Terminschwierigkeiten“ kam. Dank Smartphone Echtzeitkommunikation dennoch alles wieder weniger schlimm…
Stay blogged. 😎
Euer Matthias Düsi
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1 So schützt Ihr Euch vor Datenverlust/Datendiebstahl/Datenmissbrauch Eures Handys