Ich fahre in einem Bus des Öffentlichen Personennahverkehkehrs (Def. des Kraftomnibusses im § 4 IV Ziff. 2 Personenbeförderungsgesetzes (PBefG)). Der Fahrer fährt den Bus an die Seite, hält an, steigt aus und läuft weg.
Plötzlich setzt sich der Bus in Bewegung und rollt die Straße herunter. Ich springe auf, eile zur Fahrerkabine und reiße den Handbremshebel hoch. Die Feststellbremse zeigt nicht die ersehnte Wirkung. Ich muss – immer noch neben dem Sitz stehend – einige gewagte Ausweichmanöver vollziehen und das Lenkrad hin- und herreißen. Der Bus wankt bedrohlich, kippt aber nicht um. Endlich komme ich auf die Idee, mich zu fassen, mich hinzusetzen und den Bus zu steuern, umzudrehen und zurückzufahren. Einen mitfahrenden Polizisten verpflichte ich, die Notlage zu bezeugen, die mich dazu brachte den Kraftomnibuss ohne gültige Fahrerlaubnis zu lenken (§ 21 StVG: Fahren ohne Fahrerlaubnis).
Nun, welche Lehre ich aus dem Traum ziehen soll, weiß ich noch nicht so recht. Vielleicht diese:man steht öfter vor der Frage: sofort handeln, oder erst überlegen? Für Beides gibt es Für- und Widerworte. Ordinäres Beispiel aus dem Alltag: ich kann minutenlang darüber nachdenken, ob ich zuerst Staubsauge, anschließend den Wohnzimmertisch abwische und danach eine Waschmaschine starte oder ob es nicht besser ist, zuerst die Waschmaschine zu starte, die während ich den Tisch abwische und ich anschließend staubsauge schon waschen kann. Letztendlich gibt es noch die Option, die zu erledigenden Aufgaben einfach anzupacken, denn in der Denkphase hätten der Tisch bereits gesäubert und die Waschmaschine schon eingeräumt werden können.
Diese simplen und vergleichsweise unbedeutenden Beispiele veranschaulichen unterschiedliche Arbeits- und Herangehensweisen.
Manchmal ist es die Übung, die uns die besseren Arbeitsschritte automatisch vollziehen lassen. Manchmal sagt uns die Lebenserfahrung, wo es nicht zu Überlegen bedarf, in welcher Reihenfolge die Schritte auszuführen sind, da sie nicht parallel bearbeitet werden können (Wäsche zusammenlegen und das Regal abstauben). Hin und wieder scheint es besser zu sein, situativ bedingt, länger zu überlegen und dann erst zu handeln.
In oben geschilderter Gefahrensituation hätte es besser sein können, sich zunächst zu sammeln, wobei das nicht mehrere Sekunden andauern darf, dann auf dem Fahrersitz Position zu beziehen und das Fahrzeug unter Kontrolle zu bekommen, anstatt den, in der Wirklichkeit nicht vorhandenen (?), Handbremshebel zu ziehen, was dazu führte, dass sich das Fahrzeug noch gefährlicher verhielt.
Routine in Ausnahmesituationen zu erlangen ist schwer. Vielleicht lehrt die Lebenserfahrung aber doch, sich in unbekannten Lebenslagen zumindest weniger falsch zu verhalten.
Oder?
Stay blogged. 😎