Grüß Gott liebe Leserinnen und Leser,
ich heiße euch zum diesjährigen Weihnachtsbrief Nummer 6 willkommen und stelle meine Wünsche gleich voran: euch ein gesegnetes Weihnachtsfest und in eurem Sinne ausgestaltete Weihnachtstage.
Dieses Jahr besuchte ich zwei Mal die bayerische Landeshauptstadt München und lernte dort den Gruß „Grüß Gott“ erneut kennen. „Grüß Gott beim offiziellen Stadtportal für München“ heißt es selbst auf der Startseite der Internetpräsenz der Landeshauptstadt. Das Deutsche Universalwörterbuch1 beschreibt die Bedeutung eines Grußes unter anderem mit „Gebärden als Höflichkeits- oder Ehrerbietungsbezeigung zwischen Personen beim Zusammentreffen“. Das Synonymwörterbuch2 zählt unter „grüßen“ unter anderem „seine Referenz erweisen“ auf. Im Schiller-Wörterbuch3 lesen wir, dass „grüzen“ das Intensivum zu grüßen ist und „jemanden segnen“ bedeutet. Wie wichtig eine Begrüßung ist, sehen wir mithin daran, wie Mitmenschen auf Begrüßungen unsererseits reagieren. Eine herzliche Begrüßung wird in der Regel ebenso erwidert.
Das geradezu hartnäckige Grüß Gott, wenn es auch nicht immer katholisch oder religiös gemeint ist, gerade in München mit einem Bevölkerungsanteil von immerhin 46,3 % Nichtchristen4, lies mich aufmerken. Gott segne dich ist doch eine charmante Begrüßungsformel.
Zu beobachten ist, dass Esoterik, Okkultismus, New-Age-Feng-Shui et cetera zusammen mit deutschen Ministern, die ihren Eid ohne Bezug auf Gott abschließen5, erneut stark in Mode geraten. Die Lebensausgestaltung und -weisung wird lieber in die Hände von Fernsehkartenlesern, Edelsteinen und der „richtigen“ Anordnung des Gemüsevorrats im Schlafzimmer zur Optimierung des Koitus gelegt, statt sich auf sich selbst und die Gegenwart Gottes zu besinnen.