Eines von vielen WtasO (WtasO = Wein trinken an schönen Orten, s. blaue Infobox ganz unten). Doch tatsächlich eines der schönsten für mich. Wegen allem. Irgendwie. Wirklich.
Facebook erinnert mich aufdringlich an einen vor genau 6 Jahren veröffentlichten Artikel.
Nun habe ich den damaligen Artikel durchgelesen. Den Tag hatte ich nicht vergessen. Völlig vergessen hatte ich, dass ich damals emotionale Verkostungsnotizen veröffentlichte. Diese sind einerseits intim, andererseits die schönsten, die ich veröffentlichen kann. Ich verknüpfe sehr häufig Wein und Verkostungsnotizen mit Erlebnissen und Gefühlen. Ich kann das nicht voneinander trennen.
Allein die vielen WtasO Aktionen bilden zusammen und jede für sich ein festes Bauwerk, das an Größe, Schönheit und Bedeutung unübertroffen ist. So viele Geschichten, Erlebtes, Begegnungen, Menschen. Herz!
Ich bin dankbar für all das. Erlaubt mir nach 7 Jahren „WtasO“ einen Rückblick in Wort und Bild. Einige Höhepunkte zumindest.
Textliches
Wein trinken an schönen Orten (Wtaso) ist mehr als ein schöner Ort und mehr als Wein. Ist vielmehr Wein und schöner Ort, zu einer Einheit verschmolzen und anschließend absorbiert. An einem schönen Ort mit Freunden, Freude, Geselligkeit, geisthaltigen Unterredungen von Individuen, die zu sich, einander und die Sache an sich finden, ohne sich dabei zu verlieren und die zum Einklang kommen, wobei über die zu trinkenden Weine selbstbewusst diskurriert wird.
Wenn ein WtasO bewirkt, dass ich zwei alte Freunde, trotz angeblich vollen Terminplanes, endlich wieder treffen, sich austauschen, zusammen Wein trinken und einander beseligen, ist der originäre und edelste Sinn eines solchen erfüllt.
Betört von märchenhafter Umgebung, wie sie selbst in kitschigen Romanen nicht treffend beschrieben werden kann, und vom herzroten Rebensaft fiel unseren tragischen Figuren erst bei ihrer Heimkehr ein, was sie vergaßen. Das Edelfräulein.
Während die zarten Duftmoleküle der Weinbergs-Traubenhyazinthe ihren unerbitterlichen Kampf gegen die der Weinbergrosen ohrenbetäubend ausfechtend zu beobachten waren, lauschten wir den beschwingenden und beschwerenden Kompositionen des Lebens. Gedanklich flatterten wir mit der Weinbergschnecke aus dem Rahmen, der gerade groß genug war, um die vom Leben gezeichneten Bilder zu umranden. Weit, hoch hinaus, bis uns die Ruflaute des Argus-Bläulings einfingen.
Mit der Leichtigkeit des Seins in süßer Frühlingsluft mit blumigem Hauch der allgegenwärtigen Natur, die uns umgab und die wir mit Öffnen des Verschlusses auch aus der Flasche befreiten, ließ uns der jung-frische 2010er Muskateller vom Weingut Kiefer, wie ein dankbarer Flaschengeist, keine Wünsche offen.
„Vater und Sohn zauberten hier aus dem nahe gelegenen muschelkalkverwitterten Kaatschener Dachsberg einen herrlich mineralischen Riesling, dessen zarter Schmelz sich um die verführerischen Aromen von Aprikose und reifem Wildapfel schmiegt, während die olfaktorische Rezeptoren wetteifern, wer die zarten Düfte zuerst aufnehmen dürfe. Dieser 2013er Lagenriesling mit kurzer Maischestandzeit aus dem Hause Zahn ist…“ „Geschwätz!“
Wenn wohlgebaute Fruchtaromen in den Mund einziehen, den Mundraum rotbeerig tapezieren und perlig auf dem Gaumenzäpfchen tanzen, um nach einer kurzen oralen Vorbereitungsphase den Schluckakt zu provozieren. Wieder und wieder und immer wieder.
Auf dem Weg in die Nase eilen Quitte und Apfel um den Zieleinlauf, wo sie blumig empfangen werden. Frisch macht der Duft neugierig auf mehr. Helle Früchte und sanft kräutrig zeigt sich der historische Gemischte Satz im Mund.
Ein großartiger Wein, natürlich nicht so zart wie die oben beschriebenen Pinots. Anders, besser. Besser? Fantastisch. Wie zwei südamerikanische Austauschstudentinnen gegen Ende der Wohnhausparty.
Fotos
WtasO heißt Wein trinken an schönen Orten. Das ist ein Lebensgefühl, eine Lebensweise und -weisheit.
Mein Freund, Wein- und Wandergeselle Thomas und ich erfahren auf unseren Aventüren schöne und historische Orte und herausragende Weine. Von einigen WtasO-Geschichten erzählen wir Euch online. Diese findet Ihr zum Beispiel im Düsiblog, unter dem Suchwort WtasO.
Stay blogged. 😎
Euer Matthias