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Uhudler Verbot aufgehoben? Österreich nimmt Uhudler Reben ins Weingesetz auf.

Uhudler Vortrag
Uhudler ist nun doch edel und Österreich nimmt Uhudler Reben ins Weingesetz auf. Gemäß eines aktuellen Gutachtens, das die Abstammung einiger Uhudler Sorten von der Edelrebe Vitis vinifera bezeugt, konnten nicht nur erlassene Rodungsbescheide gerichtlich zurückgenommen werden, Österreich wird die Uhudler Reben ins Weingesetz aufnehmen. Ist das die Rettung für den Uhudler?

Einführung: worum geht es beim Uhudler?

Uhudler ist ein Wein aus Österreich (Südburgenland), der aus (amerikanischen) Direktträgerreben gewonnen wird.

Direktträgerreben stehen auf ihren eigenen Wurzeln. Im Gegensatz dazu werden die europäischen Reben (Vitis vinifera) von ihren eigenen Wurzeln befreit und auf amerikanische Wurzeln aufgesetzt (gepfropft), bevor sie ausgepflanzt werden.

In der EU sind (bis auf wenige Ausnahmen (vorübergehend)) keine nicht europäischen Reben (also keine anderen Reben als die der Gattung Vitis vinifera) zugelassen. Typische Uhudler Reben sind Noah, Isabella, Othello, Ripatella, Clinton und Delaware. Für diese Sorten gibt es nach EU Recht (für Österreich) eine vorübergehende Ausnahmegenehmigung mit Ablaufdatum 2030.

Hier steht also eine authentische, regionale und geschichtsträchtige Spezialität vor dem Verbot. Ganz genau könnt Ihr es in dieser Präsentation ansehen und im Transkript nachlesen.

Uhudler Reben doch Vitis vinifera?!

Nach einem aktuellen Gutachen sind einige Uhudler Sorten gerettet. Das Gutachten der Hochschule Geisenheim1 führt im Ergebnis auf, dass die Uhudler Sorten Ripatella, Delaware und Elvira mit der Edelrebe Vitis vinifera verwandt seien. Weiter bestimmt das Gutachten die Rebe(n) Concord und Elvira als identisch.

Geänderte Weinbauverordnung

Die Weinbauverordnung wird geändert und die Sorten „Amadeus“, „Bogni 15“, „Bolero“, „Boris“, „Breidecker“, „Concord“, „Delaware“, „Elvira“ und „Evita“ sowie „Ripatella“ werden darin neu aufgenommen. Diese „Uhudler-Sorten“ dürfen demnach in den burgenländischen Weinbaubetrieben ausgepflanzt werden, zumal sie in ihrer Abstammung „Vitis vinifera“ aufweisen.

Was ist mit den übrigen Uhudler Reben?

Den Rebsorten Noah, Othello, Isabelle, Jacquez, Clinton und Herbemont konnte keine Verwandtschaft mit Vitisreben nachgewiesen werden. Für diese Rebsorten soll die Obstweinlösung umgesetzt werden, damit der aus diesen Reben gewonnene Wein als Obstein vermarktet werden darf.

Aufgehobene Rodungsbescheide

In der Erklärung des Landesverwaltungsgerichtsheißt es2:
Das Landesverwaltungsgericht Burgenland hat 2015 in fünf Verfahren Rodungsaufträge der Bezirkshauptmannschaft Güssing betreffend ausgepflanzte Ripatella-Rebstöcke bestätigt. Bestehende Uhudler Reben dürfen aktuell bis 31.12.2030 bestehen bleiben. Keinesfalls dürfen diese aber neu angepflanzt werden. Dennoch wurden neue Reben angepflanzt und gegen die Winzer wurden Rodungsbescheide erlassen.

Aufgrund des Universitätsgutachtens stammen die Sorten Delaware, Concord und Elvira aus Kreuzungen von Vitis vinifera mit anderen Arten der Gattung Vitis.

Ein europarechtliches Verbot einer Klassifizierung der genannten Rebsorten in der Weinbauverordnung und eine sich unmittelbar aus dem Europarecht ergebende Rodungsverpflichtung ist daher für diese Rebsorten nicht (mehr) abzuleiten. Die diesbezüglichen Rodungsbescheide sind rechtswidrig und waren aufzuheben.

Viel Lärm um nichts?

In der EU gibt es ca. 3,4 Mio ha3 Anbaufläche für Wein. In Österreich wird Uhudler auf 50 ha angebaut. Gibt es mehr dazu zu schreiben?

Stay blogged. 😎

Euer Matthias Düsi

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1 Das Landesverwaltungsgericht Burgenland gab das Gutachten bei der Hochschule Geisenheim in Auftrag. Die DNA Analyse wurde vom Julius Kühn-Institut “ Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen durchgeführt. Im Gutachten heißt es „…, dass die Sorten Delaware, Concord und Elvira nicht der Art Vitis vinifera angehören, allerdings aus Kreuzungen von Vitis vinifera mit anderen Arten der Gattung Vitis stammen.“

2 Entscheidung im Volltext (PDF)

3 Weinanbaufläche in der EU für 2014 laut Statista