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WtasO: Literarischer Weintrunk mit meinem Buddy Goethe im Gartenhaus

Riesling in Goethes Garten

Goethes Einladung & die Snail Mail

Unsere letzte Konsultation via Fernkommunikationsmittel, bevor wir uns schlussendlich gegenüber stehen sollten. Im Hangouts Videochat erzählte er von seinem neuen Domizil in Weimar. Seinem Gartenhaus, ein ehemaliges Weinberghaus aus dem 16. Jahrhundert, wohne eine bewegende Geschichte inne, die er mit seinen just beendeten Umgestaltungsmaßnahmen fort schrieb. Der Repeater allerdings sei auf dem Postweg von Frankfurt aus verloren gegangen, weshalb er bis zu meiner Ankunft kein WLAN im Garten garantieren könne, „die Thurn und Taxis eben!“, so Goethe in seiner Erfahrenheit gelassen.

Welcher Wein?

Welchen Wein bringen wir nur mit? Zu Goethe! Mit mehreren Bar Druck schossen mir unzählige Weine, wie CO2 Moleküle nach der ruckartigen Befreiung des Korkens von einer warmen Champagnerflasche, durch den Kopf.

Im Gartenhaus.

Mein lieber Goethe begrüßte uns in seinem Erdsälchen und wir erzählten über unsere Romaufenthalte und zeigten uns anhand der großen Rom Gemälde sehr genau wo wir was erlebten. Er entriss meinen Geist mit seiner lebendigen Erzählung meinem Kopf mit hin auf seine vergangene Reise und ich wünschte, dass er mit uns zusammen in Rom gewesen wäre. Platz hätten wir in unserer Stadtvilla noch gehabt, sein Reisebett hätte er „getrost in Weimar lassen können.“ „Goethe, mein geschätzter Freund, warum bringen Sie Ihre Italienische Reise nicht zu Papier?“ Er antwortete nicht direkt, seinem Blick konnte ich allerdings entnehmen, dass ich etwas in ihm geweckt zu haben schien. Es war als meiselten seine Gedanken Worte fest in die Luft, ihrer selbst wegen geschützt vor aller Vergänglichkeit. Seine Köchin unterbracht das ansinnige Schweigen. Ob die „wohlen Herschafftsen heißze Schokolade“ wünschten. „Mit Dinkelmilch?“ erkundigte ich mich. „Sie wieder!“, schnaubte Goethe, „Düsi, begleiten Sie mich in mein Arbeitszimmer, ich möchte Ihnen etwas zeigen.“

In seinem Arbeitszimmer gingen wir Entwürfe für neue Verordnungen durch und er bat mich auf seiner neuesten Errungenschaft Platz zu nehmen. Auf seinem Steh-Sattel-Stuhl vor seinem Stehpult. Faszinierend. Las ich doch erst an diesem Morgen auf Facebook über die neue Altwork Station, eine automatisierte Tisch-Stuhl-Computer-Mensch Symbioseeinrichtung. Goethe blieb mit seinem neuen Möbel ein Klassiker.

„Die Iphigenie“ habe er teils auf diesem Esel geschrieben. „Klasse!“ rief ich aus, „darüber habe ich 14 Punkte in Deutsch geschrieben.“ Goethe blickte mich erstaunt und leicht bemitleidend an.

„Auf, mein lieber Düsi! In den Garten, wo sich unsere Frauenzimmer gewiss nach uns wundern.“ Diese widmeten sich dort den neu gepflanzten Rosenstöcken und Charlotte erwies sich als ausgewiesene Kennerin.

Goethes Verkostungsnotiz.

„Vater und Sohn zauberten hier aus dem nahe gelegenen muschelkalkverwitterten Kaatschener Dachsberg einen herrlich mineralischen Riesling, dessen zarter Schmelz sich um die verführerischen Aromen von Aprikose und reifem Wildapfel schmiegt, während die olfaktorische Rezeptoren wetteifern, wer die zarten Düfte zuerst aufnehmen dürfe. Dieser 2013er Lagenriesling mit kurzer Maischestandzeit aus dem Hause Zahn ist…“ „Geschwätz!“ unterbracht Goethe meine Expertise. „Warum trinken wir hier Wein? Was fühlen wir dabei?“ Ohne, dass ich Gelegenheit zur Antwort gehabt hätte fuhr er fort. „Düsi, ich will es Ihnen sagen! Der Wein will uns gesellig, wohlig und gar erquicklich machen. Er möchte uns in unübertrefflichen Momenten wie diesen begleiten. Einen Rahmen für Freunde und Gleichgesinnte bieten. Unsere Gedanken erheben und unsere Gefühle verstärken. Banden neu schmieden oder verstärken. Liebe! Nur das zählt!“ Ein Belehrung, die ich nie vergessen möchte.

Ein Selfie für Twitter zur Verabschiedung lehnte mein geschätzter Freund Goethe ab. Seine Stellenausschreibung für einen Social Media Lenker scheiterte unlängst am Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. Das er, ginge es nach ihm, so nie erlassen hätte. Eine „sprachliche und der Sache nach aufgeplusterte Schrift unsäglicher Wichtigtuer.“

Fragen.

Nie waren Goethe und ich uns einander so nah. Weder körperlich noch geistig. So viele Fragen waren noch offen. Wie erlebte er Frankfurt? Woher kommt der Sprachfehler seiner Köchin? Wie kam er nach seiner Weigerung seine Werke als eBooks zu verlegen mit dem Shitstorm klar? Wie bewerkstelligt er seine mannigfaltigen Aufgaben und wie sehen seine Burnout Präventionsmaßnahmen nach dem SGB V aus?

Riesling in Goethes Garten

Riesling

Goethes Gartenhaus

Der Besuch bei Goethe, das Weintrinken in seinem Garten und das gemeinsame Erleben waren das schönste Geburtstagsgeschenk, das einem wie mir gemacht werden konnte.

Stay blogged. 😎

Euer Matthias Düsi

WtasO Info Ausgestattet mit trockenen Kehlen und geschärften Sinnen, lechzent nach flüssiggoldenen Sorgenbrecher, zu schlürfen „an schönen Orten“.

WtasO heißt Wein trinken an schönen Orten. Das ist ein Lebensgefühl, eine Lebensweise und Lebensweisheit. Begonnen mit meinem geschätzten Freund, Wein- und Wandergeselle Thomas.

Wir erfahren auf unseren Aventüren schöne und historische Orte und herausragende Weine. Von einigen WtasO-Geschichten erzählen wir Euch online. Diese findet Ihr zum Beispiel im Düsiblog, unter dem Suchwort WtasO.

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