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Lebenszeilchen

Die Welt dreht sich

manchmal zu schnell?!

Kennt ihr das Gefühl, dass sich die Welt schneller dreht, als man sich selbst in der Lage fühlt, mitdrehen zu können?

Als ich circa 15 oder 16 Jahre alt war, begannen wir eine gepflegte Wochenend- bzw. Freitagskultur, die an sich bis heute besteht. D.h. man braucht sich freitags nichts vorzunehmen, da klar ist, dass man mit seinen Freunden (ich mag das Worte „Clique“ nicht) etwas unternimmt. Wann und was genau steht bis kurz vor dem Treffen selten fest. Dass sich einige Mitwirkende im Laufe der Jahre austauschen werden, ist nicht wenig schmerzlich, jedoch antizipierbar. Die Stammbesetzung blieb allerdings bis heute. Auch, wenn die pervertierte Regelmäßigkeit von „jedem Freitag“ lebensumständebedingt nicht eingehalten werden kann, gibt es dennoch eine gewisse Stetigkeit.

Kennt ihr den Film Sleepers? Die Stelle des Films, an dem sich die Freunde, die ihr Leben zusammen teilten, mit allem was dazugehört, zu einem letzten Treffen versammeln, geht mir seitdem ich den Film das erste Mal sah nicht aus dem Kopf. Bei der Urbesetzung unserer anfänglichen Freitagsliga wusste ich ab einer gewissen Zeit, dass der eine oder andere alsbald gehen wird; gehen muss. Ich sah mich bei manchem Treffen, alsdenn wir vollzählig waren, an selben Tisch, wie die Protagonisten aus Sleepers saßen.Viele Jahre später: diese Woche sieht es mal wieder so aus. Heilbronn, Bochum, Schwarzwald, Israel, Ungarn, Brüssel. Die Namen, die sich sonst so leicht und flüchtig beim über die Landkarte Schauen lesen lassen, liegen nun wie ein fettiger Burger im Magen. Es zerstreut die Liebgewonnenen peu à peu in alle Winde. Euphorisch wird von regelmäßigen Treffen „in der geografischen Mitte“ gesprochen, wohlwissend, dass die Regelmäßigkeit auf Dauer zu schwer realisierbar ist. Dass all jene, die mit oben aufgeführten fernen Städten und Ländern in Verbindung zu bringen sind, unmöglich aus meinem, respektiven denen der anderen Hiergebliebenen, Leben für immer verschwinden werden, ist mir bewusst. Dafür bestehen unsere Freundschaftsbanden, die zum Teil länger als mein halbes Menschendasein andauern, bereits zu lange und zu eng. Ebenso sind die Verbindungen zur kurpfälzischen Heimat einfach noch gegeben.

Trotz dieses Insbewusstseinrufen, macht es die Thematik nicht leichter. Melancholie macht sich breit. „Ich sitze hier im Nirgendwo und starre in mein Bier. Verloren in Gedanken stehst du vor mir…“ Die Liedzeile nagt sich freudehemmend durch das Gehirn und beißt sich im Limbischen System fest. Sinnhafte Fragen quellen wie überkochende Puddingmasse auf und verbreiten ebenso ihren Gestank von Verbranntem. Es stinkt nach Abschied. Abschied, den keiner nehmen möchte, doch aber muss, wenn es weiter gehen soll. Soll es das? Es muss.

Stay blogged.

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