„Wer unter 30 nicht links ist, hat kein Herz – wer über 30 ist und noch links, hat keinen Verstand“ erklärt Hardenberg lakonisch, warum er konservativ und sehr wohlhabend lebt und seine aktive 68er Zeit, auch idealistisch, hinter sich gelassen hat.
„Irgendwann erwischst du dich, wie du in der Wahlkabine stehst und CDU wählst“ fährt der Entführte aus dem Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ fort.
Nicht unbeeindruckt verließen wir Anfang Januar 2005 das Kino, um bei einem nächtlichen Umtrunk den eben gesehenen Film zu diskutieren. „Wolle ma ´nen Bruch mache?“ Die Frage stieß währenddessen zwar Lachen hervor aber während des Filmes kam einiges in uns auf: Wut, Verständnis, Billigung und vor allem Identifikation. In (fast) jedem steckt ein Aufständiger, oder wie es im Film heißt: „In jedem Herz steckt eine revolutionäre Zelle„. Obwohl wir die 68er Bewegung nur aus Geschichtsbücher oder aus Erzählungen von Personen kennen, die wir mindestens bis zum Abitur für unnahbar alt hielten, waren auch wir der ein oder anderen Sache wegen auf der Straße, fühlten uns einer Revolution oder zumindest einer Revolte gedungen, sahen die Ungerechtigkeit und uns zum Handeln verpflichtet. Unsere Eltern verstanden ja gar nichts. Auch wenn heute immer noch intergenerationeller Dissens in vielen Fragen mit der werten Elternschaft besteht, ist der Austragungsort desselbigen ein anderer. Kommt das immer so mit der Zeit?
Was machen viele heute? Man zahlt 60 Cent mehr und kauft ein Brot, auf welchem ein BIO-Logo klebt: „Die 60 Cent ist es mir auch wert!“. Klar, wer würde nicht gerne 60 Cent bezahlen, wenn er dafür freilaufenden Weizen und glücklichen Roggen unterstützen kann. Die Gänge zu Fast-Food-Riesen und Discountern um die Ecke werden weniger. Dafür fährt man mit seinem SUV mit seinem Durchschnittsverbrauch jenseits von Gut und Böse auch gerne mal in die Stadt, man will ja bewusst leben.
Ohnehin ist nun Sonntag Abend und in ein paar Stunden klingelt der Wecker. Gute Nacht.
Euer Erziehungsberechtigter.
Stay blogged. 😎