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#TheaterImNetz Enthemmt im Nationaltheater Mannheim: Peter Pan Kritik

Nationaltheater Mannheim Peter Pan
Peter Pan im Nationaltheater Mannheim nahm uns mit auf eine märchenhafte Reise.

Mal was Anderes. Leichtes. Schönes. :)“ antwortete ich auf Twitter und da wusste ich noch nicht wie anders. Es war anders. Es war schön. Aber nicht so leicht. Obwohl es ein Familienstück ist.

Mehr als Kino!

Auch wenn ich mindestens die erste viertel Stunde benötigte, um mich an die zunächst kindlichen Charaktere und den langsamen, sehr langsamen Einstieg in das Stück zu gewöhnen, überraschte es mich umso mehr. Ein schelmischer Peter Pan. Eine in den Bann ziehende Wendy mit grandioser Singstimme. Ein Haushund Nana, den jeder gerne hätte und ein fast sympathische Schurke Smee, vom selben Schauspieler gespielt. Eine Hipster Band, die Hooks ersten Auftritt nicht untermalte sondern trug und die nicht nur durch Musik Teil des Stücks war. Ein imposanter, gruseliger und doch kindgerechter Käpt’n Hook… schön! So viele Charaktere, fantastische Bühnenbilder, live Musik und aufwendige Lichttechnik. Mehr, viel mehr als Kino. Geht mit Euren Kindern ins Theater!

Enthemmt!

Den Kampf, den Peter mit dem und gegen das Erwachsenwerden ausficht, führe auch ich stets im Theater. Wie sehr darf ich mitfiebern, wie offensichtlich darf ich meinem Erstaunen, meinem Lachen, meinen Gefühlen Ausdruck verleihen? Inmitten von: Erwachsenen. Die mich ansehen, be- und verurteilen? Mit diesen völlig überflüssigen Gedanken plagen sich Kinder nicht. Sie fiebern und lachen laut mit. Das war nicht nervig, nicht störend, es war erfrischend. Es nahm auch nicht überhand, dafür war das Stück zu imposant. Ebenso erheiternd wie die Kinder selbst waren die erfolglosen Versuche der Eltern ihre Kinder beim ersten Anzeichen von Lachen zur Ordnung zu rufen. Erwachsene eben.

„Hey, der hat doch nicht mehr alle Dateien auf dem PC!“ empörte sich ein Junge über Käpt’n Hook. Ein anderer rockte ebenso engagiert wie ansteckend mit der Musik mit. Und noch etwas: vor ausschließlich Erwachsenen aufgeführt erführe Peter Pan nie so viel Unterstützung. Wie von dem Jungen etwa, der von seinem reaktionsschnellen Vater mit einem beachtlichen Satz nach vorne gerade so davon abgehalten werden konnte, Peter gegen Hook tatkräftig auf der Bühne zur Seite zu stehen.

Bereits inmitten des Benimm Kampfes, aber bereits auf der dunklen Seite angekommen, das ca. 14 jährige fein gekleidete, geschminkte und fingernägelgetunte Mädchen neben mir. Sie schien mehr als gut unterhalten worden zu sein, nur zeigen, nein, das darf es eine feine Dame eben nicht. Ein charmantes Lächeln zu passender Stelle genügt. Zu viele Kindereien auf der Bühne dürfen nicht mehr lustig sein.

Schön, ein Kind sein zu dürfen.

Wendy merkt, dass Sie, im Gegensatz zu Peter, erwachsen werden will. Sie versucht ihm trickreich aber erfolglos einen Kuss abzuluchsen. Peters ungeschickte Reaktionen finden Anklang bei den Kindern. Ich meinerseits möchte ihm zurufen, „los, küss´ sie endlich!“.

Schön, ein Erwachsener sein zu dürfen.

Das Rollenverständnis, als Kind, als Adoleszent, als Erwachsener, Eltern, Mädchen, Junge, Mann, Frau ist nicht nur im Stück Peter Pan wichtig, sondern spiegelte sich 1:1 im Publikum wieder.

Anders. Schön. Aber Erwachsenwerden ist nicht leicht.

Stay blogged. 😎

Euer Matthias Düsi

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